Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 19. August 1998

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"Kritik an Personalaustausch zwischen Kripo und BND
Vermischung zwischen Geheimdienst und Polizei befürchtet / Penner (SPD): Kanther soll Bundestag informieren. ... Nach den Plänen des Bundesinnenministers sollen jeweils zwei Beamte des Bundesnachrichtendienstes (BND) und des Bundeskriminalamtes (BKA) ein Jahr lang in der anderen Behörde hospitieren ..., ... sagte Ministeriumssprecher Detlev Dauke. ... Der Sprecher betonte, daß eine Hospitanz nicht gegen das Trennungsgebot von Nachrichtendienst und Polizei verstoße: 'Ein BND-Beamter wird nicht bei einem Einsatz des BKA oder bei laufenden Ermittlungen beteiligt werden.' Auch personenbezogene Daten würden nicht übermittelt werden. ... Die frühere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bezweifelt dagegen, daß sich in der Praxis die strikte Trennung zwischen Einsatz und anderen Arbeitsweisen aufrechterhalten läßt. ... Genauso argumentiert die stellvertretende Berliner Datenschutzbeauftragte Claudia Schmid. Neben der 'bedenklichen Aufweichung der Trennung von BND und BKA' sieht sie zudem die Gefahr, 'daß personenbezogene Daten zur Kenntnis genommen werden können'." BerlZtg 19.8.98 S. 6

"BKA und BND schauen sich in die Karten
Bundeskriminalamt und Bundesnachrichtendienst wollen künftig Personal austauschen. Das Bundesinnenministerium hält das für unproblematisch, weil die Beamten nur die Arbeitsmethoden der jeweils anderen Behörde kennenlernen. ... Ob die Beamten dabei jeweils nur - wie vom Bundesinnenministerium behauptet - die Arbeitsmethoden gegenseitig kennenlernen werden, bezweifelte gestern der Geheimschutzexperte der grünen Bundestagsfraktion, Manfred Such: 'Es ist mehr als unrealistisch, daß es sich hier nur um einen Trockenlauf handeln wird. In der Praxis ist das ja nicht auseinanderzuhalten.'" taz 19.8.98 S. 6

Kommentar:
"Offene Grenzverschiebung
Kanther will engere Zusammenarbeit von BKA und BND. ... Auf der Strecke bleiben, wie schon beim Lauschangriff, Grundgesetz und Bürgerrechte." taz 19.8.98 S. 1

"BKA und BND wollen enger zusammenarbeiten"
Welt 19.8.98 S. 5

"Riegel auf
BND und BKA rücken zusammen. ... Bekanntschaft verkürzt den Dienstweg ungemein. Allzu leicht übersieht man, daß die Hospitationsidee nur eine von vielen ist, um einen Monsterdienst zu schaffen. Der sich zunehmend herkömmlich-demokratischen Kontrollen entzieht." ND 19.8.98 S. 2

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"Spitzel unterm Altar
Verfassungsschutz auf traditionsreichen Wegen." ND 19.8.98 S. 5

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"Prüfgruppen sollen Korruption bekämpfen
In allen Senatsverwaltungen wird eine 'Prüfgruppe Korruptionsbekämpfung' eingesetzt, und zwar in Zusammenarbeit oder Personalunion mit der jeweiligen Innenrevision. ... Die Prüfgruppen sind berechtigt, in allen Geschäftsbereichen der Verwaltung, der nachgeordneten Behörden und Anstalten nachzuforschen, wenn entsprechende Hinweise oder Verdachtsmomente vorliegen. Die Mitarbeiter haben Zugang zu allen Räumen und amtlichen Vorgängen, ihnen steht ein Weisungsrecht gegenüber allen Mitarbeitern der betroffenen Dienststelle zu." Tsp 19.8.98 S. 11

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"PRENZLAUER BERG:
... Die Mieterberatung Prenzlauer Berg beginnt am 20. August mit einer Befragung von Haushalten in rund 200 modernisierten Häusern. ... Sämtliche Antworten werden anonym aufgenommen und ausgewertet." BerlZtg 19.8.98 S. 25

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"MfS-Ausstellung mit Klarnamen" ND 19.8.98

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"Die Evidenzzentralen arbeiten international enger zusammen
Geschäftsbanken in der EU sollen Daten über Verschuldung der Kreditnehmer erhalten. ... Die bisherigen Bemühungen der EU-Kommission, ein grenzüberschreitendes Kreditmelde-System zu schaffen, hätten wegen der Unterschiedlichkeit der in den einzelnen Ländern bereits bestehenden Systeme sowie der mangelnden Bereitschaft der Länder ohne Evidenzzentrale, auf nationaler Ebene ein eigenes Kreditmelde-System auszubauen, nicht zum Erfolg geführt. Die in der EU schon bestehenden Evidenzzentralen (Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Portugal und Spanien) hätten deshalb vor einigen Jahren als ersten Schritt zu eine engeren Zusammenarbeit einen grenzüberschreitenden Informationsaustausch über die Verschuldung von Kreditnehmern in konkreten Einzelfällen vereinbart, wobei die ausgetauschten Informationen bislang allerdings ausschließlich für bankenaufsichtliche Zwecke verwendet werden dürfen. Damit sich auch die Geschäftsbanken über die Kreditaufnahmen ihrer Kreditnehmer im Ausland unterrichten können, ist den Angaben zufolge vorgesehen, die bestehende Zusammenarbeit auszubauen und künftig auch den Geschäftsbanken einen Zugang zu den bei den anderen Evidenzzentralen gespeicherten Informationen über die Verschuldung ihrer Kreditnehmer zu ermöglichen. Da die rechtlichen Voraussetzungen hierfür bisher noch nicht in allen EU-Ländern - auch nicht in Deutschland - vorliegen und zuvor auch noch technische und organisatorische Schwierigkeiten gelöst werden müssen, wird es noch eine gewisse Zeit dauern, bis die Informationen über Kreditaufnahmen im Ausland im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen den in der EU bestehenden Evidenzzentralen auch den Geschäftsbanken zur Verfügung gestellt werden können, betont die Bundesbank. ... Die Evidenzzentrale der Bundesbank erfaßt vierteljährlich alle Kredite von mindestens drei Millionen DM an einzelne Kreditnehmer in einer zentralen Datenbank und unterrichtet die Kreditgeber anschließend in einer Rückmeldung über die Gesamtverschuldung ihrer Kreditnehmer. ... Seit dem Jahresanfang können Kreditgeber von der Bundesbank auf dem Wege der Vorab-Anfrage bereits vor einer Kreditgewährung Informationen über den bei der Evidenzzentrale gespeicherten Schuldenstand eines potentiellen Kunden erfagen." FAZ 19.8.98 S. 22

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"Clinton attackiert Sonderermittler Starr
Nach dem Geständnis in der Affäre Lewinsky. US-Präsident: 'Es ist Zeit, den Vernichtungsfeldzug und die Schnüffeleien im Privatleben zu beenden' / Sympathiewerte des Staatschefs sinken / Republikaner kritisieren unzrueichende Entschuldigung Clintons." SZ 19.8.98 S. 1

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"Datenschutz entzweit Europa und die USA
EU fordert behutsamen Umgang mit Daten / US-Firmen befürchten, ins Abseits gedrängt zu werden. ... Die EU will ins Handeln von Privatunternehmen eingreifen, um Eingriffe ins Privat-Leben von Bürgern zu verhindern, indem man eine neue Politik für den Schutz persönlicher Daten durchsetzt. Die neue Auseinandersetzung ist wegen einer Richtlinie der EU-Kommission aus dem Jahr 1995 entbrannt. Länder, deren Firmen Personaldaten von EU-Bürgern bearbeiten, müssen ab dem 25. Oktober dieses Jahres das in der Richtlinie vorgesehene Niveau von Datenschutz erreicht haben. ... Wenn andere Länder dieses Niveau nicht erreichen, dann dürfen die Daten nicht veschickt werden. ... ...die Amerikaner hegen den Verdacht, daß es keineswegs in erster Linie um Datensicherheit und Verbraucherschutz gehen soll, sondern darum, europäisches Geschäft auch in Europa zu belassen. ... Um den Datenschutz zu verbessern, haben mehrere amerikanische Firmen und Verbände inzwischen eine private Organisation gegründet, die 'Online Privacy Alliance'. Sie soll neue Datenschutzstandards einführen. Die Wirtschaftsprüfungskanzlei Price Waterhouse wird feststellen, ob die Mitglieder sich an die Vorgaben halten. ... Vize-Präsident Al Gore kündigte Ende Juli eine 'Electronic Bill of Rights' an, die administrative Schutzmaßnahmen für einige Personaldaten, besonders die von Kindern, bringen soll. Der Kongreß wird im nächsten Jahr wahrscheinlich auch ein Gesetz zum Schutz medizinischer Daten verabschieden. Aus dieser Kombination privater und staatlicher Initiativen soll die US-Datenschutzpolitik entstehen. Ob dieses die Kommission befriedigt, bevor die Frist am 25. Oktober abläuft, bleibt abzuwarten. Aber eines ist schon klar: Selbst nicht alle EU-Mitgliedstaaten können diese Frist einhalten. Auch Deutschland nicht. Der Bundesinnenminister hat noch nicht einmal den Entwurf vorgelegt, der die EU-Richtlinie in deutsches Recht umsetzen soll. Angesichts der Gesetzgebungspause wegen der Wahlen könnte es nach Informationen des Berliner Datenschutzbeauftragten noch Monate dauern, bis das Gesetz endlich unter Dach und Fach ist." Tsp 19.8.98 S. 18

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"Schweden ließ Bürger bespitzeln
Bekenntnis der Sozialdemokraten. Geheimdienst überwachte illegal jahrzehntelang Linksradikale" SZ 19.8.98 S. 6

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"Der Gangster als Star
Die Verfilmung realer Verbrechen kennt keine moralischen Grenzen - allenfalls rechtliche. ... Für die Darstellung von Intimsphäre müssen die 'Rechte an der eigenen Biographie' geklärt werden. Auch verurteilte Verbrecher genießen den Schutz ihrer Persönlichkeitsrechte." BerlZtg 19.8.98 S. 18

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